Ein eingespieltes Team, das vertrauensvoll und gutgelaunt zusammenarbeitet: Sabine Kehm (links) und Melly Baumann. (Foto: © Schlitt)

Fair handeln, Freude geben

Melly Baumann von „Pakilia“ informierte über die Bedeutung von fair gehandeltem Silberschmuck aus Mexiko

ALSFELD

Der Weltladen Alsfeld e. V. zeigt mit dem Sortiment seines Ladens am Alsfelder Marktplatz immer wieder, dass es gelingen kann, schöne, leckere und gebräuchliche Dinge fair und nachhaltig herzustellen und zu erwerben.

Dies gilt auch im Schmuckbereich, wie vor wenigen Tagen im Rahmen einer Informationsveranstaltung im Weltladen deutlich wurde. Nelly Baumann von der Fairhandelsorganisation Pakilia war nach Alsfeld gekommen, um interessierten Gästen die Stadt Taxco in Mexiko und ihre Kunsthandwerker vorzustellen: Schon seit Generationen wird in dieser Region, die einst über eine reiche Silbermine verfügte, Silberschmuck hergestellt.

Sabine Kehm vom Weltladen-Team freute sich sehr, Melly Baumann, im Weltladen zu begrüßen. Die Vertriebsfrau des Unternehmens, das in Mexiko eine Reihe ausgesuchter Kunsthandwerkerfamilien betreut, war bereits zum zweiten Mal in Alsfeld. Nicht ohne Grund, hat sich der Weltladen doch auf ihre Organisation festgelegt, wenn es um fair gehandelten Silberschmuck geht. „Uns überzeugt nicht nur die Vielfalt, die die verschiedenen Kunsthandwerker uns und unseren Kunden bieten, sondern auch die Philosophie von Pakilia“, sagt Kehm. Darüber sprach Baumann im Anschluss – und nahm die Gäste im Weltladen mit auf eine Reise nach Mexiko, ein Land voller landschaftlicher und kultureller Vielfalt und ethnischer Gruppen, verschiedener Sprachen und einer Küche, die UNESCO-Weltkulturerbe ist. „Besonders begeistert bin ich von der warmherzigen, offenen Gesellschaft“, so Baumann, die die Menschen dort für ihre stets positive Einstellung bewundert.

Foto: © Schlitt
Melly Baumann berichtete über neueste Entwicklungen ihrer Organisation.l

Der Fokus von Baumanns Ausführungen lag auf der alten Silberstadt Taxco. Sie hat ihre Glanzzeiten hinter sich, die über fünfhundert Jahre alte Silbermine ist geschlossen und die vielen Kunsthandwerker haben nur einmal in der Woche die Möglichkeit, ihre Ware auf dem „Tianguis“, dem Spezialmarkt für Silberschmuck, zu verkaufen. Doch auch dort fehlen die Kunden: Industriell gefertigter Schmuck dominiert, der Verkauf über das Internet tut sein Übriges; auch die Sicherheitslage ist angespannt, wie die Referentin ausführte. „Außerhalb des Marktes sind die Kunsthandwerker gezwungen, mit Großhändlern zusammenzuarbeiten, die ihre Macht häufig nutzen, um die Preise zu drücken.“ Diese Erfahrung machten die Gründerinnen von Pakilia – neben Melly Baumann noch Julia Maier und Miriam Müller -, als sie vor mehr als zehn Jahren während ihres Studiums in Mexiko waren. So entstand die Idee, den Menschen dort einen Markt in Europa zu eröffnen, der mit fairen Preisen agiert und somit die Familien vor Ort stärkt.

„Freude geben“ lautet der übersetzte Name des Unternehmens, das sich inzwischen zu einem wichtigen Partner von Läden in und um Deutschland entwickelt hat, die fair gehandelten, hochwertig hergestellten und interessant designten Silberschmuck verkaufen möchten. Mit den Jahren hat das Unternehmen auch einen Verein gegründet, um die Familien vor Ort noch besser unterstützen zu können, wie Baumann berichtete: „pakilia wirkt! e. V.“ ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung von Entwicklungszusammenarbeit, Kunst und Kultur, Gleichberechtigung und Naturschutz mit Fokus auf Mexiko. Seine Arbeit beinhaltet u.a. die Förderung und Professionalisierung von Silberschmiede-Familienbetrieben und die Erhaltung der traditionellen Handwerkskunst, Investitionen in Weiterbildung von Frauen und Entwicklung von Zukunftsperspektiven für Kinder, sowie Soforthilfen für Menschen in akuten Notlagen und langfristige, nachhaltige Unterstützung nach Naturkatastrophen. „Gerade während der Pandemie war die Zusammenarbeit mit Pakilia für die Handwerksbetriebe überlebenswichtig“, so Baumann.

„Der persönliche Kontakt mit unseren Kunsthandwerkerfamilien ist uns von großer Bedeutung“, skizzierte Baumann einen Teil der Firmenphilosophie. Aus diesem Grund ist die Anzahl der Zulieferer, die man auf der Website der Organisation findet, auch begrenzt. Von neun Familien zu Beginn von Pakilia im Jahr 2011 ist die Anzahl der Partner in Taxco heute auf zwanzig Familien gewachsen. Schier unbegrenzt dagegen ist die Design- und Handwerksvielfalt, über die Baumann berichtete. Inspiriert von den Familientraditionen werden ganz klare, pure Silberlinien genauso angeboten wie ausgearbeitete Schmucktechniken, die Motive und Muster in Silber ausführen.

Nicht wenige der Gäste des Abends waren bereits Kundinnen von Pakilia und freuten sich sehr, „ihre“ Künstlerinnen fast persönlich kennenzulernen und Infos über die Art der Herstellung zu bekommen. „Da der Kontakt zu unseren Kunsthandwerkerfamilien so persönlich ist, können wir auch individuelle Aufträge annehmen und Gravuren anbieten“, ergänzte Baumann. Ein weiteres Standbein der Unterstützung ist die Annahme von Altsilber, dessen Gegenwert direkt in die Arbeit der Kunsthandwerker vor Ort in Taxco fließt. Auch im Alsfelder Weltladen kann man dieses abgeben.

Der Abend endete – wie könnte es anders sein – mit einem ausgiebigen Blick auf die neuen Kollektionen von Pakilia. „Freude geben“ ist offenbar keine einseitige Angelegenheit.

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