Vorbeter Roman Melamed erläutert Geschichte und Religion der Juden
FULDA / VOGELSBERGKREIS
JU-Bezirkschef Kaufmann besucht mit JU jüdische Gemeinde in Fulda.
CDU-Bundesvorsitzender Friedrich Merz forderte es, die Junge Union tat es: Auf dem Deutschlandtag der Jungen Union vor wenigen Tagen war Merz den Tränen nah, ihm versagte fast die Stimme. Er besuchte zuvor ein jüdisches Gymnasium in Berlin, wo ihm Schüler von ihrer alltäglichen Angst berichteten, Opfer antisemitischer Schmähungen und Straftaten zu werden. Merz appellierte an die JU, mit den jüdischen Gemeinden ins Gespräch zu kommen, woraufhin JU-Kreisvorsitzender Alexander Kluge (Bad Salzschlirf) das Gespräch mit der jüdischen Gemeinde suchte.
Die Stimmung bei den jungen Christdemokraten ist bedrückt. Ein hoher Zaun, diverse Sicherheitsmaßnahmen sowie Polizeischutz sorgen für die notwendige Sicherheit der Jüdischen Gemeinde. Fuldas Bürgermeister Dag Wehner (CDU) erläutert, dass sich die Stadt Fulda und die Polizei des Landes Hessen bei den erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Einrichtungen eng abstimmen. „Es ist beklemmend, aber leider notwendig“, erklärte Wehner. Der antisemitische Anschlag auf die Synagoge in Halle an der Saale an Jom Kippur 2019 , als ein Terrorist zwei Menschen erschoss und später auch wegen 68 Mordversuchen zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, würden die Notwendigkeit dieser Sicherheitsmaßnahem verdeutlichen, betonte der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Wehner.
Roman Melamed, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Fulda, berichtete den JUlern zunächst, wie Juden ihren Glauben ausüben. Neben dem „Ruhen“ an Feiertagen wie dem wöchentlichen Schabbat habe man sich auch an Speisegesetze zu halten, wonach man sich laut Talmud „koscher“ ernähren müsse. Die Tora als hebräische Bibel beinhaltet die fünf Bücher Mose. Zentrales Heiligtum der Juden sind die originalen Zehn Gebote, welche in der Bundeslade im Jerusalemer Tempel aufbewahrt wurden. Nachdem dieser Tempel auf dem Tempelberg von den Römern 70 n. Chr. zerstört wurde, flohen in die Juden in die Diaspora. Heute beten Juden an der Klagemauer, da sie sich dort ihrem Heiligtum am nächsten fühlen.
Im Jüdischen Museum zeigte Melamed, der auch als Vorbeter in Fulda aktiv ist, den CDUlern die lokale Geschichte der Juden in Fulda. Im 13. Jahrhundert siedelten sich erstmals Juden in Fulda an und wurden schließlich im 19. Jahrhundert emanzipiert. So gab es neben dem heute noch bestehenden Gemeindehaus auch einen Friedhof sowie eine Synagoge in der Straße „Am Stockhaus“. JU-Bezirksvorsitzender Lukas Kaufmann (Wartenberg-Landenhausen), als Geschichtslehrer an einem Fuldaer Gymnasium tätig, betonte die Abartigkeit in der Reichskristallnacht 1938, als die Feuerwehr lediglich die umliegenden Häuser um die Synagoge vor einem möglichen Brand sicherte, während die Synagoge von der SS niedergebrannt wurde. Bis zum Kriegsende 1945 habe es wegen der Shoa sowie der daraus resultierenden Flucht keine Juden mehr in Fulda gegeben.
Die aktuelle Jüdische Gemeinde setzt sich laut Melamed zum allergrößten Teil aus ehemaligen Bürgern der Sowjetunion zusammen. Melamed selbst stamme aus Donezk in der Ukraine und lebt seit rund 25 Jahren mit seiner Familie in Fulda. Vor wenigen Jahren sei die letzte Fuldaer Überlebende des Holocaust verstorben. Nach dem Zerfall des Ostblocks habe sich die Bundesrepublik um die Aufnahme jüdischer Kontingentflüchtlinge bemüht, um wieder die jüdische Kultur in Deutschland zu stärken. Fuldas damaliger Oberbürgermeister Wolfgang Hamberger (CDU) habe die Ansiedlung einer Jüdischen Gemeinde in den 1990er Jahren aktiv unterstützt. Die heutige Gemeinde sei konservativ-orthodox ausgerichtet, habe 319 Mitglieder und sei auch als Lernort zu verstehen. So werde wöchentlicher Religionsunterricht angeboten und man könne sogar Abitur in Jüdischer Religion machen.
Schließlich betonte JU-Kreischef Alexander Kluge, dass JU und CDU fest an der Seite der Juden stehen. Er unterstrich die Notwendigkeit des interkulturellen Dialogs und der Solidarität. „Die kürzlich stattgefundenen antisemitischen Vorfälle und die pro-palästinensischen Demonstrationen in Deutschland sind genauso zu verurteilen wie die Gräueltaten, die wir vor Jahren nie für möglich gehalten hätten. Wenn Juden seit Jahren aus Angst in der Öffentlichkeit keine Kippa mehr tragen können und Synagogen unter Polizeischutz stehen müssen, müssen wir uns eingestehen, dass Worte allein nicht ausreichen und dass wir unserer Verantwortung in der Vergangenheit nicht gerecht geworden sind. Die Beschmierung des jüdischen Gedenksteins in Tann (Rhön) ist unerträglich“, betonte Kluge.