Sven Simon: „Europa muss wachsen und wettbewerbsfähig bleiben“
KÄMMERZELL
Der CDU-Ortsverband Fulda Kämmerzell-Lüdermünd lud zu einer Vortragsveranstaltung mit dem Europaabgeordneten Prof. Dr. Sven Simon und dem Bundestagsabgeordneten Michael Brand ein.
Unter dem Titel „Deutschland, Europa: alte Mythen und neue Herausforderungen“ referierten beide Politiker über zentrale Themen der europäischen und deutschen Politik und stellten sich anschließend den Fragen der Anwesenden.
Sven Simon: „Europa muss wachsen und wettbewerbsfähig bleiben“
Sven Simon betonte, dass die Menschen grundsätzlich hinter Europa stehen. Dennoch gibt es immer wieder Kritik – nicht zuletzt aufgrund von Mythen, die über die Europäische Union kursieren. Er erklärte, dass Europa zwar viele Regelungen treffe, doch nicht alles, was kolportiert werde, entspreche der Wahrheit.
Ein bekanntes Beispiel sei die sogenannte „Gurkenkrümmungsverordnung“. Entgegen der weit verbreiteten Meinung sei diese Regelung nicht von der EU, sondern vom deutschen Handel initiiert worden. Der Grund: Gurken mit einer bestimmten Krümmung lassen sich besser verpacken und transportieren. Interessanterweise werde diese Norm bis heute von vielen Händlern angewandt, obwohl die Regelung längst abgeschafft wurde.
Simon verwies auf die positiven Effekte der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, aus der der heutige Binnenmarkt entstanden sei. Einheitliche Regelungen ermöglichten es, dass ein Produkt, das in einem EU-Staat zugelassen wurde, nicht erneut in jedem Mitgliedsland geprüft werden müsse. Dies führe zu erheblichen Kosteneinsparungen für Unternehmen und Verbraucher. Allerdings werde in den Medien oft nur negativ über die EU berichtet, was das Bild in der Öffentlichkeit beeinflusse.
Ein Beispiel sei die Schlagzeile einer deutschen Boulevardzeitung: „EU will Kunstrasenplätze verbieten“. Tatsächlich habe es lediglich Überlegungen gegeben, ob Mikroplastikpartikel von Kunstrasenplätzen in die Umwelt gelangen und so in die Nahrungskette geraten könnten. Diese differenzierte Betrachtung sei jedoch nicht transportiert worden, sodass die Öffentlichkeit fälschlicherweise von einem geplanten Verbot ausgegangen sei.
Simon machte deutlich, dass Europa wachsen müsse, um als Markt für andere Länder attraktiv zu bleiben. Zudem müsse die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden, was unter anderem durch Bürokratieabbau erreicht werden könne. Handelsabkommen seien essenziell, um Deutschland und Europa im globalen Wettbewerb zu positionieren.
Michael Brand: „Arbeit muss sich wieder lohnen“
Der Bundestagsabgeordnete Michael Brand, der erneut für den Bundestag kandidiert, sprach über die Rolle Deutschlands in der Welt. „Ist es nicht ein Mythos, dass Deutschland international keine Rolle mehr spielt?“, fragte er und verwies auf die Möglichkeit, mit der kommenden Wahl neue wirtschaftliche Impulse zu setzen.
Brand stellte ein 100-Tage-Programm vor, mit dem die CDU unter anderem das Bürgergeld durch eine neue Grundsicherung ersetzen wolle. Bedürftige würden weiterhin Unterstützung erhalten, aber gleichzeitig müsse sich Arbeit wieder lohnen. „Wir haben etwa 1,6 Millionen Empfänger, die arbeiten könnten, aber nicht wollen. Das ist nicht gerecht gegenüber denen, die jeden Morgen aufstehen“, so Brand.
Zudem müssten Unternehmen entlastet werden. Derzeit seien sie oft mit übermäßigen Dokumentationspflichten belastet, die wirtschaftliches Wachstum hemmten. Ein Bürokratieabbau sei notwendig, um Unternehmen wieder mehr Freiraum für ihre eigentlichen Aufgaben zu geben.
Engagierte Diskussion mit den Gästen
Im Anschluss an die Vorträge konnten die Gäste Fragen stellen und sich mit den Politikern austauschen. Die Veranstaltung bot damit eine Plattform für einen offenen Dialog über die Zukunft Europas und Deutschlands. Die Diskussion zeigte, dass viele Bürger an einer sachlichen Auseinandersetzung mit politischen Mythen und realen Herausforderungen interessiert sind. +++ (nh)