Teil 1 „Vor der Lage“
ALSFELD
Der folgende Bericht von Carsten Schmidt aus Alsfeld, Wehrführer und stellv. Stadtbrandinspektor, beruht auf Erinnerungen der Beteiligten. Es ist die subjektive Sicht derer, die zum Bericht beigetragen haben und erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit. Im Wortlaut:
Es ist Mittwochmittag da verdichten sich die Anzeichen, das man am Abend mit Einsätzen der Feuerwehr rechnen muss. In Alsfeld geht man die Sache gewohnt ruhig an. In meiner Mittagspause gegen 13.00 Uhr informiere ich die Einsatzabteilung über eine Vorwarnung für schwere Gewitter, die durch den Deutschen Wetterdienst ausgegeben wurde. Punktuell war von bis zu 100 Litern Regen die Rede. Gleichzeitig teilte ich diese Meldung über die Facebook-Seite der Feuerwehr Alsfeld. Gegen 16.30 Uhr bittet Daniel Schäfer, Alsfelds höchster Brandschützer, seine Wehrführer der Stadtteile neuralgische Punkte zu kontrollieren.
Im IUK Raum, eine Abkürzung für Information und Kommunikation des Alsfelder Feuerwehrhauses, laufen die Fäden im Einsatz zusammen. Hier stehen Computer ausgestattet mit Headsets sowie Software zur Führung und Leitung. Dieser Raum ist die Kommunikationsstelle nach Außen für die Stadt Alsfeld. Er ist immer einsatzbereit. Eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) versorgt Funkgeräte bei Stromausfall. Nach 20 Sekunden wird das Gebäude vollautomatisch von einem Notstromaggregat versorgt. Drei Tage lang, dann muss man tanken.
Es ist 17.30 Uhr, da fahren Naomi Hedrich und Daniel Schäfer die Technik hoch. Naomi arbeitet bei einer großen Krankenkasse. Feuerwehr ist ihre Leidenschaft. Ausbilderin im Bereich der Grund- und Truppführer-Lehrgänge. Bei Einsätzen sitzt Sie oft im Einsatzleitwagen, fährt diesen und bedient die Computertechnik. Das ist ihr Ding. Sie übernimmt aber auch den Posten als Fahrzeugführerin oder steht im Drehleiterkorb.
Daniel und Naomi koppeln Computerarbeitsplätze. Sie starten den Zugang zum Deutschen Wetterdienst und anderen Informationsquellen. Eine örtliche Einsatzleitung lebt von Informationen. Bis zum ersten Einsatz werden noch fünf Stunden vergehen.
Mich treibt ein Termin gegen 19.00 Uhr ins Feuerwehrhaus. In Lingelbach steht ein Jubiläum an. In einem Vorgespräch mit dem Wehrführer Alexander Winter stimme ich mich mit ihm ab, wie ich ihn unterstützen kann. Im Anschluss wird noch ein kleines Problem der Funksoftware behoben. Am Montag hatte man diesen bei einer Übung festgestellt. Heino Becker, Stadtbrandinspektor von Kirtorf, beruflich im Feuerwehrsektor bei einem namhaften Vogelsberger Feuerwehraufbauhersteller tätig, gab sofort E-Mail Support. Er bot auch telefonisch Hilfe, an falls erforderlich – trotz Urlaub. Der Fehler war in fünf Minuten behoben. Kennt sich eben aus, der Heino. Bevor es wieder nach Hause geht, noch ein Rundgang über das Gelände und durch die Fahrzeughalle. Die Fahrzeuge stehen aufgereiht nebeneinander und werden mit Druckluft und Strom versorgt. Alles ist einsatzbereit. Diese Feuerwehr lebt ihre Einsatzbereitschaft und die ihres Materials.
Um 21.00 Uhr checke ich auf dem Sofa die App des Deutschen Wetterdienstes. Ich bewege die Zeitleiste des Regenradars vor und zurück. Danach informiere ich die Führungskräfte, dass uns das Gewitter gegen 23.00 Uhr erreichen wird. Um 21.30 Uhr kommt die erste Akutwarnung per Mail eines Versicherers.
Gegen zehn vor zehn gibt der Deutsche Wetterdienst eine amtliche Unwetterwarnung vor Gewitter heraus. Wer eine Warn-App wie „HessenWARN“ oder „Nina“ auf dem Smartphone hat, wird nun vor dem Aufenthalt im Freien und den Unwettergefahren gewarnt. Auch diese Meldung teile ich auf Facebook. Umso später der Abend, umso mehr Blitze sind im Westen zu sehen. Um 22.20 Uhr schlägt Kevin Planz vor, in die Wache zu fahren. Das Gewitter ist kurz vor Romrod. Hierfür habe ich neben vielen anderen Feuerwehrapps eine Echtzeitblitzkarte auf dem Handy. Das Vorbesetzen des Feuerwehrhauses passiert tatsächlich öfter. Man möchte vor dem ersten Einsatz da sein. Einen entspannten Start in den Einsatz haben. Etwa zehn Minuten später trifft sich das Stadtbrandinspektoren-Trio im IUK Raum. Letzte Vorbereitungen laufen. Daniel hat bereits die automatische Alarmanlage abgeschaltet. Ich schalte das Licht für den Innenhof komplett an. Auch der Schlauchturm leuchtet nun wie ein Leuchtturm in der Nacht. So lässt sich der Regen besser einschätzen. Inzwischen regnet es wie aus Kübeln. Alles ist bereit. Dann kommt bereits die erste Alarmierung… Fortsetzung folgt! (Carsten Schmidt) +++