Michael Ruhl (CDU) im Gespräch mit dem Hausärzteverband Vogelsberg
VOGELSBERGKREIS
Welchen Stellenwert behält die hausärztliche Versorgung in der künftigen medizinischen Versorgung? Das war die Kernfrage des Gespräches des heimischen CDU-Landtagsabgeordneten Michael Ruhl mit dem Hausärzteverband Vogelsberg.
„Rund ein Drittel der Vogelsberger Hausärzte erreichen in den nächsten fünf Jahren das Rentenalter“, macht die Vorsitzende des Hausärzteverbandes Vogelsberg, Susanne Sommer, die Dramatik der Situation deutlich. „Bereits heute wird es immer schwieriger, neue Kollegen zu finden, die einen bestehenden Hausarztsitz neu besetzen und weiterführen.“ Ich Kollege Jochen Müller ergänzt: „Für die Entscheidung eines jungen Arztes, sich als Allgemeinmediziner selbstständig niederzulassen, braucht es verlässliche Rahmenbedingungen. Das beginnt bei einer klaren Vergütung medizinischer Leistungen über den bürokratischen Aufwand, der neben der eigentlichen Behandlung immer weiter zunimmt, bis hin zu möglichen Regressforderungen, wenn man wegen der Patientenstruktur bestimmt Behandlungen häufiger vorgenommen hat als andere.“ Über allem stelle sich zudem die Frage, ob die dezentrale Versorgung mit Allgemeinmedizinern von der Politik überhaupt noch gewollt sei.
Überlegungen des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) ließen sich auch dahingehen interpretieren, dass diese Struktur durch ambulante Versorgungszentren in den Kliniken ersetzt werden solle. „Hausärztinnen und Hausärzte tragen auch Personalverantwortung für das medizinische Fachpersonal in ihren Praxen, das zu Recht ordentlich entlohnt werden will, während die Verrechnungssätze für die medizinischen Leistungen in den vergangenen Jahren kaum gestiegen seien. Zudem müssen sie Investitionsentscheidungen für medizinisches Gerät treffen, die schnell eine fünf- bis sechsstellige Summe ausmachen. All das erzeugt Unsicherheit und erschwert die Suche nach neuen Kolleginnen und Kollegen zusätzlich“, so Sommer.
Der Landtagsabgeordnete Michael Ruhl unterstreicht noch einmal die Bedeutung der hausärztlichen Versorgung, gerade im ländlichen Raum. „Wir brauchen eine wohnortnahe Grundversorgung, gerade im ländlichen Raum“, zeigt sich Ruhl überzeugt. „Deswegen haben wir in Hessen die Zahl der Medizinstudienplätze massiv ausgeweitet und mit der Kooperation der Hochschule Fulda mit der Universität Marburg auch räumlich noch weiter in Hessen verteilt. Deswegen haben wir die Landarztquote eingeführt, um mehr angehende Mediziner zu bewegen, sich im ländlichen Raum niederzulassen. Im Vogelsbergkreis haben wir zudem erfolgreich ein Stipendienprogramm aufgelegt, um angehende Mediziner aus der Region auch an die Region zu binden. In Grebenhain und Freiensteinau betreibt der Vogelsbergkreis gemeinsam mit diesen Kommunen ein MVZ, um die wohnortnahe Versorgung sicher zu stellen.“
Alle Gesprächsteilnehmer waren sich aber auch einig darin, dass ein solches MVZ nur die zweitbeste Lösung darstellt, wenn mangels niedergelassenen Arztes die wohnortnahe Versorgung gefährdet ist. Ebenso kritisch sieht man gemeinsam das Vorhaben der Bundesregierung, fehlende Hausärzte durch sogenannte Gesundheitskioske mit fraglichem Wert zu ersetzen. „In Hessen machen wir unsere Hausaufgaben, es wäre aber schön, wenn auch andere Bundesländer, wie das Ampel-geführte Rheinland-Pfalz ihrer Verantwortung gerecht würde und mehr Mediziner ausbilden würde. Ebenso muss auch die Bundesregierung ein klares Bekenntnis zu hausärztlicher Versorgung abgeben, statt diese durch Unsicherheit schleichend ausbluten zu lassen“, so Michael Ruhl.
Am Ende des Gespräches waren sich jedoch alle Gesprächsteilnehmer einig, dass trotz aller schwierigen Rahmenbedingungen der Hausarztberuf eine erfüllende Tätigkeit darstellt, der sich durch Vertrauen und eine starke Arzt-Patientenbindung auszeichnet. Es ist wichtig, verlässliche Strukturen zu schaffen, damit junge Mediziner wieder bereit sind, Verantwortung in einer eigenen Praxis zu übernehmen.