Ministerpräsident Rhein und Landesverband des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels verleihen Preis für gesellschaftliches Engagement im ländlichen Raum
LAUTERBACH
Für Ministerpräsident Boris Rhein sind Buchhandlungen in ländlichen Räumen Orte des gesellschaftlichen Miteinanders und erste Anlaufpunkte für lesebegeisterte Menschen.
„Buchhandlungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Leseförderung und zur kulturellen Bildung. Das persönliche Gespräch, die Beratung, das Gefühl, zwischen den Bücherreihen zu stöbern – all das gibt es nur in einer Buchhandlung. Darüber hinaus sind sie gerade auf dem Land Treffpunkte für Jung und Alt, sie stiften Identität und bereichern das Zusammenleben in der Region“, sagte Ministerpräsident Rhein am Montag bei der Verleihung des Preises „Hessens beste Dorfbuchhandlung“ an die Buchhandlung Lesezeichen aus Lauterbach.

Die Landesregierung hatte den Preis gemeinsam mit dem Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland e.V. des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels zum ersten Mal ausgelobt. Der Wettbewerb „Hessens beste Dorfbuchhandlung“ richtet sich an inhabergeführte Buchhandlungen im ländlichen Raum, die sich besonders für die Leseförderung und das gesellschaftliche Miteinander in ihrer Gemeinde einsetzen; er ist mit 10.000 Euro dotiert. An der erstmaligen Auflage des Wettbewerbs haben sich 53 Buchhandlungen aus ganz Hessen beteiligt. Außer über das Preisgeld dürfen sich die siegreiche Buchhandlung und ihre Kundschaft über eine Lesung der Schriftstellerin Charlotte Link freuen.

„Die Buchhandlung Lesezeichen ist seit Jahrzehnten ein Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Lauterbach“, sagte der Regierungschef und fügte hinzu: „Sie hat sich zu einer Institution für Bildung, Kultur und gesellschaftliches Miteinander entwickelt. Die Buchhandlung Lesezeichen zeigt in beeindruckender Weise, wie gemeinsam mehr für eine lebendige Innenstadt erreicht werden kann. Sie ist eine würdige erste Siegerin unseres Wettbewerbs.“

Lothar Wekel, Vorsitzender des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland e.V., ergänzte: „Seit fast 30 Jahren ist Gerlinde Becker an diesem Standort ohne Pause, ohne verschlossene Tür – ganz im Einsatz für die Leserinnen und Leser, die Leseförderung, die Gemeinschaft vor Ort und damit für eine Gesellschaft, die Gemeinsamkeiten lebt, die Kultur lebt, was ein demokratisches Miteinander erst ermöglicht. Auf dass dies ‚Lesezeichen‘ von Gerlinde Becker und ihrem unersättlichen Team weit in die Welt getragen wird!“
Der erstmalig vergebene Preis prämiert Dorfbuchhandlungen, die nicht nur Menschen für das Lesen begeistern, sondern sich besonders für das gesellschaftliche Zusammenleben in ihrer Gemeinde stark machen.

Die älteste Kundin Elfriede Roth aus Lauterbach ist 98 Jahre. Die Seniorin war schon Kundin beim Vorbesitzer. „Ich habe ganz viele Lieblingsbücher wie Krimis, aber auch Biografien“, sagt sie unserer Zeitung gegenüber.
Gerlinde Becker (59): „Unter dem Begriff Dorfbuchhandlung ist bestätigt, dass es im ländlichen Raum gute Buchhandlungen gibt. Es ist angelehnt worden an den Preis der Besten Dorfgaststätten. ‚Dorf‘ ist nicht genau bezeichnet. Da ich ein Dorfkind bin kann ich damit leben. Wir haben hier ein ‚Dorffest‘ gefeiert, mit Traktor mit Anhänger, Strohballen und Produkten aus der Region, die hier verkauft werden.“ Seit 1994 ist Gerlinde Becker schon selbstständig mit dem Buchladen, in dem sie schon zuvor gearbeitet hatte. „Ich bin schon mehr in der Buchhandlung als zu Hause“, sagt die Buchhändlerin uns gegenüber. Zur Auszeichnung sagt sie: „Es ist einfach großartig. Normal muss man nach Wiesbaden kommen um einen Preis entgegenzunehmen, aber der Ministerpräsident ist zu uns in die Buchhandlung gekommen und hat mir den Preis überreicht. Einfach großartig.“ Gerlinde Becker ist eine ausgebildete Buchhändlerin, die ihre Ausbildung bei der Buchhandlung Heinz in Alsfeld absolvierte. Anschließend war sie zwei Jahre in Heidelberg bei der Universitätsbuchhandlung Braun. „Danach wollte ich eigentlich zum Börsenverein nach Frankfurt wechseln, brauchte aber eine Bescheinigung vom Arbeitgeber. Er sagte zu mir, dass er eine Filiale in Lauterbach eröffnen wolle und eine Geschäftsführerin brauche.“ 1994 übernahm Gerlinde Becker als Selbständige die Buchhandlung mit 80 Quadratmeter in Lauterbach.
